Matera – die Höhlenstadt
Matera ist eine faszinierende Stadt im Süden von Italien mit einer reichen Geschichte, die bis in die Jungsteinzeit zurückreicht. Hier einige Informationen zu Geschichte und Gegenwart dieser bemerkenswerten Stadt.
Lage von Matera
Matera liegt in der süditalienischen Region Basilikata. Sie befindet sich auf einer felsigen Hochebene namens Murgia, die von tiefen Einschnitten geprägt ist. Die Stadt thront förmlich über dem Tal des Gravina di Matera, einem tiefen, schluchtartigen Tal, das der Landschaft eine besonders dramatische Note verleiht.
- Relativ zu anderen Städten: Matera liegt etwa 200 Kilometer östlich von Neapel und jeweils gut 50 Kilometer südwestlich von Bari und nordwestlich von Tarent.
- Von Brindisi aus fährt man etwa 180 km nach Matera; daher haben wir in diesem Jahr die Gelegenheit genutzt, diese Stadt auf dem Heimweg von Griechenland zu besuchen.
- Landschaftliche Besonderheiten: Die Lage auf der Murgia, die karstartige Beschaffenheit des Gesteins und das tief eingeschnittene Tal des Gravina di Matera machen die Landschaft um Matera besonders einzigartig.
Warum ist diese Lage so besonders?
- Historische Bedeutung: Die Lage auf der Murgia bot den ersten Siedlern Schutz und ermöglichte die Entstehung der charakteristischen Höhlensiedlungen, den Sassi.
- Atemberaubende Ausblicke: Von vielen Punkten in Matera aus hat man einen atemberaubenden Blick auf das Tal und die umliegende Landschaft.
- Mildes Klima: Die Lage im Süden Italiens sorgt für ein mediterranes Klima mit warmen Sommern und milden Wintern.
Zusammenfassend: Matera ist eine Stadt, die durch ihre einzigartige geografische Lage geprägt wurde. Die Kombination aus der felsigen Hochebene, dem tiefen Tal und der historischen Bebauung macht Matera zu einem wahrhaft besonderen Ort.
Geschichte der Stadt Matera
Frühgeschichte und Antike
Matera gilt als eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt. Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war. Die Stadt wurde offiziell im Jahr 251 v. Chr. vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus als “Matheola” gegründet.
Mittelalter
Im Jahr 938 wurde Matera von den Sarazenen geplündert und zerstört. Später, im Jahr 1043, kam die Stadt unter normannische Herrschaft und erlebte eine Phase des Wohlstands und Wachstums. Während dieser Zeit wurden viele der berühmten Höhlensiedlungen, die sogenannten “Sassi”, weiter ausgebaut und verfeinert.
Neuzeit
Matera blieb über die Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Knotenpunkt in Süditalien. Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt von den Spaniern regiert, was zu weiteren architektonischen und kulturellen Entwicklungen führte.
Moderne und UNESCO-Welterbe
Im 20. Jahrhundert erlebte Matera eine Zeit des Niedergangs, als viele Bewohner die Sassi verließen und in moderne Wohnungen zogen. So ist auch die erste Anmutung keine besonders anheimelnde, wenn man aus dem Umland nach Matera hineinfährt. Vielmehr wird man von einer fantasielosen und rein zweckdienlichen Architektur eher abgestoßen.
Doch in den 1980er Jahren begann eine Wiederbelebung der Stadt, die 1993 ihren Höhepunkt erreichte, als die Sassi von Matera zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Diese Anerkennung brachte neue Investitionen und Tourismus in die Stadt.
Kulturhauptstadt Europas
Ein weiterer Meilenstein in der jüngeren Geschichte Materas war die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2019. Dieses Ereignis brachte internationale Aufmerksamkeit und zahlreiche kulturelle Veranstaltungen in die Stadt.
Hier sind einige Highlights und wichtige Aspekte dieses besonderen Jahres:
Eröffnungsfeier und Themen
Die Eröffnungsfeier fand am 19. Januar 2019 statt und markierte den Beginn eines Jahres voller kultureller Aktivitäten. Das Programm war in fünf Hauptthemen unterteilt:
- Vergangene Zukunft
- Kontinuität und Bruch
- Reflexionen und Verbindungen
- Utopien und Dystopien
- Wurzeln und Wege
Hauptausstellungen und Projekte
Es gab rund 60 Projekte, darunter vier Hauptausstellungen1. Ein besonderes Highlight war die Ausstellung “Ars Excavandi”, die sich mit der Kunst und Praxis des Höhlenbaus beschäftigte und Fragen zur menschlichen Beziehung zur unterirdischen Welt stellte.
Matera Alberga
Dieses Projekt umfasste Installationen und ortsspezifische Arbeiten in verschiedenen Hotels der Stadt. Ziel war es, die alten “vicinati” (Nachbarschaften) wiederzubeleben und die Sassi als lebendige Gemeinschaftsräume zu erneuern.
Open Playful Space
Ein weiteres interessantes Projekt war der “Open Playful Space”, der Spiele, Sport und urbane Kunst nutzte, um öffentliche Räume für die Bewohner sichtbarer und zugänglicher zu machen.
Internationale Kooperationen
Das Programm setzte stark auf Kooperation und Verbindung, nicht nur zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft, sondern auch zwischen den ständigen Bewohnern und Besuchern Materas sowie anderen Orten in der Region Basilikata und darüber hinaus.
Bedeutung und Auswirkungen
Die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas half Matera, sich von einer “nationalen Schande” zu einem kulturellen Juwel zu wandeln. Die Stadt profitierte von neuen Investitionen, einem Anstieg des Tourismus und einer Wiederbelebung der lokalen Kultur und Gemeinschaft.
Matera 2019 war ein Jahr voller kultureller Entdeckungen und Verbindungen, das die Stadt nachhaltig geprägt hat.
Die Sassi von Matera
Die Sassi sind das Herzstück von Matera und bestehen aus zwei Hauptteilen: Sasso Barisano und Sasso Caveoso. Diese Höhlensiedlungen sind ein einzigartiges Beispiel für menschliche Anpassungsfähigkeit und architektonische Kreativität. Sie umfassen Wohnhäuser, Kirchen, Paläste und sogar unterirdische Wasserreservoirs.
Hier sind einige wichtige Aspekte über die Sassi:
Die Altstadt von Matera befindet sich auf einem Plateau, das die obere Grenze der Sassi von Matera markiert. Auf dem zentralen Platz, der nach Vittorio Veneto benannt wurde, kann man die Öffnungen sehen, die die ursprüngliche Höhe der Orte zeigen, die sich heute unter dem Platz befinden. Sie bilden eine richtige unterirdische Stadt, die mit den Sassi verbunden ist. Hier gibt es außergewöhnliche Felsstrukturen wie zum Beispiel die große Zisterne Palombaro Lungo. Bis vor kurzem war sie eine Wasserstraße.
Ursprung und Geschichte
Die Sassi bestehen aus zwei Hauptteilen: Sasso Barisano und Sasso Caveoso. Diese Höhlensiedlungen stammen aus der Jungsteinzeit und sind damit einige der ältesten kontinuierlich bewohnten Siedlungen der Welt. Die Häuser sind direkt in den weichen Kalkstein, bekannt als “Tufo”, gehauen.
Lebensbedingungen und Umsiedlung
Bis in die 1950er Jahre lebten etwa 20.000 Menschen in den Sassi unter extrem beengten und unhygienischen Bedingungen. In der Mitte des letzten Jahrhunderts galt es als Schande, dass in Italien Menschen immer noch in Höhlen ohne Strom und fließendes Wasser lebten.
Tatsächlich lebten 1948 in 3300 Räumen noch 15.000 Menschen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde. Carlo Levis Erinnerungsbuch Christus kam nur bis Eboli (1944) und der gleichnamige Film von Francesco Rosi (1978) machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltbekannt. Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen wurden die Bewohner von der italienischen Regierung in den 1950er und 1960er Jahren in neugebaute Wohnblocks umgesiedelt, und die Sassi verfielen.
Wiederbelebung und UNESCO-Welterbe
In den 1980er Jahren begann eine Wiederbelebung der Sassi, die 1993 zur Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe führte. Diese weltweite Auszeichnung brachte neue Investitionen in den Ort und half, die Sassi in ein lebendiges kulturelles Zentrum zu verwandeln.
Architektur und Sehenswürdigkeiten
Die Sassi sind bekannt für ihre einzigartigen Höhlenwohnungen, die oft übereinander gebaut sind, sodass die Straßen manchmal auf den Dächern anderer Häuser verlaufen. Zu den bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten gehören die Felsenkirchen, die mit beeindruckenden Fresken geschmückt sind.
Ein unbedingtes Muss ist ein Spaziergang entlang der „unteren“ Mauer, von der aus man einen beeindruckenden Blick in die Schlucht und hinüber zum gegenüberliegenden Berghang hat, in dem man weitere Höhlen erkennt, die noch nicht verbaut wurden.
Moderne Nutzung
Heute sind die Sassi ein beliebtes Touristenziel mit zahlreichen Hotels, Restaurants und kulturellen Einrichtungen. Die Stadt hat sich zu einem Freilichtmuseum entwickelt, das Besucher aus aller Welt anzieht.
Kulturelle Bedeutung
Die Sassi haben auch in der Filmindustrie Aufmerksamkeit erregt. Filme wie “Die Passion Christi” von Mel Gibson und “Keine Zeit zu sterben” aus der James-Bond-Reihe wurden hier gedreht.
Die Sassi von Matera sind ein beeindruckendes Beispiel für die Fähigkeit des Menschen, sich an seine Umgebung anzupassen und gleichzeitig eine reiche kulturelle Geschichte zu bewahren.
Tipps
Wenn Sie einmal in einer der Sassi übernachten wollen, dann überlegen Sie sich eventuell, die außergewöhnliche „THYMUS Residence nei Sassi“ oder die „Locanda San Martino Thermae“ zu buchen.
Etwas preiswerter ist die „Terrazze San Martino„. Die beiden letztgenannten liegen ziemlich zentral oberhalb der Via Fiorentini und dem Piaza San Giovanni, mit einem tollen Blick über einen Teil der Altstadt. In der Thymus Residence gibt es sogar ein Apartment, in dem sich in einer der Wohnhöhlen ein Dampfbad befindet!
Fazit
Matera ist eine absolut sehenswerte Stadt, die ihre antiken Wurzeln mit einer modernen Wiedergeburt verbindet. Ihre Geschichte ist ein Zeugnis menschlicher Ausdauer und Kreativität, und ihre Zukunft sieht dank der Anerkennung als UNESCO-Welterbe und Kulturhauptstadt Europas vielversprechend aus.