Großbritannien

Von Ullapool nach Fort Williams

Ullapool nach Fort Williams
Route von Ullapool nach Fort Williams

Die Fahrt von Ullapool nach Fort Williams wird eine Strecke mit einer Fähre beinhalten. Diese Fähre ist sehr stark frequentiert. Daher habe ich bereits vor der Reise die entsprechenden Tickets gebucht. Leider war an diesem Tag der späteste noch erhältliche Termin bereits um kurz nach 13 Uhr.

Und weil auch die Beschaffenheit der Straßen zwischen Ullapool und Fort Williams etwas unklar war und ich nicht genau vorausplanen konnte, wie lange wir wohl bis zur Fähre brauchen würden, wollen wir lieber zeitig aufbrechen. Daher stellen wir den Wecker … ja, Ihr wisst schon, wir brauchen keinen Wecker; wir wachen von alleine auf! Also noch einmal: Daher stehen wir heute ein wenig zeitiger auf und sind bereits um neun Uhr alle miteinander im Auto und gleich an der erstbesten Tankstelle, wo der Sprit „nur“ 1,46 Britische Pfund kostet.

Unglaublich, so weit sind wir schon gekommen, dass man sich über einen solchen Preis zumindest ansatzweise freuen kann. Nun ja.

Unglaublich ist auch das Wetter! Es hat seit der ersten Nacht in Edinburgh und dem Beginn der Fahrt in die Cairngorms am zweiten Tag nur noch auf den Orkneys kurz geregnet! Im Gegenteil wird es sogar langsam aber sicher immer wärmer. Kurt überlegt schon den Einsatz seiner kurzen Hose! Geht’s noch! Wir sind schließlich in Schottland, und hier hat es gefälligst zu regnen, zum Donnerwetter!

Wirklich böse sind wir auf das Wetter nun eigentlich doch nicht. Eher freuen wir uns darüber, dass die unendlichen Reihen von Ginster und wundervoll blühendem Rhododendron in der Sonne schließlich ihre ganze Pracht entfalten. Der Rhododendron in Schottland ist übrigens eine eingeführte Pflanze, die mittlerweile ganze Landstriche in Schottland dominiert und von Ökologen zum Staatsfeind Nr. 1 erhoben wurde. Schon lange suchen die staatlichen Waldhüter der „Forestry Commission“ und alle großen Natur- und Umweltschutzorganisationen nach Wegen, um der wild wuchernden Pflanze Herr zu werden.

Aber der Rhododendron wächst in Schottland wie Unkraut. 2014 hat James Fenton, einer der führenden Ökologen des National Trust dazu aufgerufen, den Rhododendron mit vereinten Kräften zu vernichten und den Feldzug zur Top Priorität zu erklären. Von den Touristen wird das Meer an bunten Rhododendron-Wäldern jedoch bewundert, viele Besucher reisen sogar extra im Frühsommer nach Schottland, um die Rhododendronblüte mitzuerleben.

Und um ehrlich zu sein: schön ist der Rhododendron schon, wenn er blüht!

Die Straße führte schon gestern durch etliche Hochmoore. Über 17% der Landfläche von Schottland sind mit Heidemoorland und Torf bedeckt. Das größte und intakteste Moorgebiet der Welt liegt in Sutherland, im Norden Schottlands. Kurt hat gestern schon Bekanntschaft mit der Bodenbeschaffenheit eines solchen Hochmoores gemacht. Die Schuhe sind heute zwar frisch gewaschen, aber immer noch tropfnass!

Eilean Donan Castle
Eilean Donan Castle

Doch ich schweife ab! Der nächste Routenpunkt auf dem Weg von Ullapool nach Fort Williams ist das Eilean Donan Castle. Hier verweise ich auf Wikipedia:

Eilean Donan Castle (schottisch-gälisch: Eilean Donnain) ist eine Niederungsburg in der Nähe von Dornie, einem kleinen Dorf in Schottland. Der Name selbst bedeutet „Donans Insel“ und weist auf den Hl. Donnán von Eigg hin, einen keltischen Märtyrer aus dem 6. Jahrhundert. Eilean Donan Castle befindet sich am Loch Duich in den westlichen schottischen Highlands. Die Burg liegt auf einer kleinen Landzunge, die bei Flut zu einer winzigen Gezeiteninsel wird. Sie ist dann nur durch eine steinerne Fußgängerbrücke zu erreichen. Die Burg ist der Stammsitz des schottischen Clans der Macrae.

Näheres erschließt sich uns ob der unzähligen Massen von Besuchern nicht, die uns zusammen mit den Parkplatzgebühren vor einem Besuch zurückschrecken lassen!

Von Ullapool nach Fort Williams - Warten and der Armadale Ferry
Warten and der Armadale Ferry

Außerdem haben wir ja noch den fixen Termin für die Fähre auf er Strecke von Ullapool nach Fort Williams. Dazu fahren wir bei Kyle of Lochalsh über die Skye-Bridge auf die Ilse of Skye und dann an der Südküste nach Armadale. Am Fährhafen angekommen, bedeutet man uns, dass sich wegen eines Schiffsmanövers zwischen Armadale und Mallaig die Abfahrt kurzfristig um fast eine Stunde verschiebt. Na fein.

Aber schließlich sind wir im Urlaub und außerdem außerdem ist es noch ziemlich früher Nachmittag. Also kein Grund zur Eile! Georg vertreibt sich die Zeit mit einem eigentlich auch für Gerald schon beinahe üblichen Ginger-Bier –  wer’s mag!

Von Ullapool nach Fort Williams - Loch Nevis
Loch Nevis

Aber dann geht alles seinen geordneten Weg. Die Überfahrt mit der Autofähre verläuft bis auf das nervtötende Geheule der Alarmanlage eines Mercedes sehr ruhig. Die Ausblicke sind wegen des bedeckten Himmels zwar nicht strahlend, gleichwohl stellen sich die Berge auch in Graustufen recht interessant dar.

In Mallaig verlassen wir das Schiff und nehmen den direkten Weg nach Fort Williams. Doch haben wir noch ein Highlight der strecke von Ullapool nach Fort Williams direkt vor uns: das Glenfinnan Viaduct. Glenfinnan ist zunächst einmal ein winziges Dorf mit rund 100 Einwohnern und einer kleinen Bahnstation. Soweit, so unspektakulär. Doch was diesen kleinen Weiler so interessant für Millionen von Touristen macht, hängt auch mit dieser Bahnlinie zusammen.  Und hier erlaube ich mir, schlicht Wikipedia zu zitieren:

Der Glenfinnan-Viadukt ist ein Eisenbahnviadukt an der Strecke der West Highland Line in Glenfinnan, Schottland auf dem Abschnitt zwischen Fort William und Mallaig. Er wurde zwischen Juli 1897 und Oktober 1898 erbaut und ist eine der wichtigsten Anlagen der am 14. April 1901 eröffneten Bahnlinie. Der Viadukt kostete damals 18.904 Pfund Sterling.

Das 380 Meter lange Bauwerk besteht aus 21 Pfeilern, die bis zu 30 Meter hoch sind. Der Viadukt war zum Zeitpunkt der Fertigstellung eine technische Pionierleistung, denn es ist eine der ersten großen (Stampf-)Betonbrücken überhaupt. Deshalb erhielt der Erbauer Robert McAlpine später neben dem Ritterschlag auch den Spitznamen „Concrete Bob“ (engl. für „Beton-Bob“).

Glenfinnan_Viaduct

Die Strecke war früher wichtig für die lokale Fischindustrie, welche sehr von dem Bau der Linie profitierte. Heute wird die Strecke im Personenverkehr ausschließlich von Dieseltriebwagen der Class 156 befahren; Güterverkehr findet nicht mehr statt. Im Sommer fährt täglich außer Samstag der Touristensonderzug „The Jacobite“ mit Dampflokomotiven, die dem Viadukt zu einer großen Bekanntheit verholfen haben.

Am Glenfinnan-Viadukt wurden Szenen vieler Filme und Fernsehserien gedreht, darunter Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen, Die Liebe der Charlotte Gray, Monarch of the Glen und die Harry-Potter-Verfilmungen Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Harry Potter und der Gefangene von Askaban und Harry Potter und der Feuerkelch, in denen jeweils der Hogwarts-Express den Viadukt passiert. Auf der von 2007 bis 2016 herausgegebenen 10-Pfund-Banknote der Bank of Scotland ist der Glenfinnan-Viadukt abgebildet.

Klar, dass ausgerechnet zu der Zeit, als wir dort ankommen, die Überfahrt des Jacobite erwartet wird. Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Busse und Autos zu diesem Zeitpunkt dort herumstehen! Der gigantische Parkplatz ist überfüllt, die Karossen und Busse stehen entlang der engen Straße, Zufahrten zu Häusern sind verbarrikadiert, es ist kein Durchkommen mehr.

Trotzdem lasse ich Kurt und Gerald zum Fotografieren aussteigen und ziehe mich mit Georg auf einen entfernteren Parkplatz mit Kiosk zurück. Im Gespräch mit dem Betreiber der Bude erfahren wir, dass es heute noch vergleichsweise harmlos zugeht. „Teilweise spielen sich hier Szenen ab, dass man glaubt, man sei im Wilden Westen!“ ist noch eine der harmloseren Aussagen des Mannes.

Gut, dass Gerald und Kurt noch vor dem allgemeinen Aufbruch der Massen wieder bei uns am Auto sind und wir den restlichen Weg von Ullapool nach Fort Williams ziemlich frei von Stau zurücklegen können.

Alexandra Hotel Fort Williams
Alexandra Hotel Fort Williams

Dort ziehen wir im Alexandra ein, einem der vielen schottischen Hotels mit dem vielfach zitierten morbiden Charme eines ehemals eleganten Hauses. Auch hier tritt der Renovierungsstau an vielen Ecken zu Tage. Nach einer Runde Schafkopf ziehen wir in die Fußg#ngerzone von Fort Williams, bekommen im „The Geographer“ nach einer halben Stunde geduldigen Wartens einen Tisch und ein empfehlenswertes Abendessen serviert.

Ach ja, der Abend hat noch einen echten Höhepunkt: nur ein paar Meter von dem Restaurant entfernt ist eine Kneipe, in der ich vor fünf Jahren schon einmal gerne gesessen haben. Heute Abend gibt es dort  im „The Volunteers Arms“ Live Musik der besonderen Art. Es spielen zwei wirklich junge Männer Flöte oder Dudelsack und Gitarre. Beide interpretieren die traditionelle Musik auf ihre eigene Art und das Ergebnis ist teils virtuos, aber immer hörenswert! Alle Achtung!

Wegen der guten Musik fällt die abendlich Runde Schafkopf heute aus und wir ziehen uns direkt in unsere Betten zurück. Daher: Gute Nacht!

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