SH6 to Queenstown
Weltreise 2024,  Neuseeland

Tagesziel: Queenstown

Über den Haast Pass nach Queenstown

Die Sorge, dass wir über Nacht von dem sintflutartigen Regen weggespült werden könnten, erweist sich nach dem Aufwachen gar nicht einmal so abwegig. Die Straße, auf der wir gestern hierher gekommen sind, ist kurz hinter Fox Glacier in nördlicher Richtung tatsächlich gesperrt, weil das Wasser dort einige Hänge ins Rutschen gebracht und dabei die Straße verschüttet hat.

The Westhaven Motel, Fox Glacier
The Westhaven Motel, Fox Glacier

Da sieht man einmal wieder, wieviel eine gute Reiseplanung Wert ist: nur einen Tag später wären wir gar nicht mehr so weit gekommen. Und da diese die einzige Straße ist, auf der man von Nord nach Süd kommt, hätten wir die gesamte Küste wieder zurück bis nach Greymouth fahren müssen, um nach Queenstown zu kommen.

Nun gut, wenigstens hat der Regen aufgehört, wenngleich das Wetter noch ziemlich verbesserungsfähig ist. Wir lassen uns den Spaß trotzdem nicht verderben, sondern freuen uns an der für uns völlig ungewohnten Natur: riesige Farne, so hoch wie die Bäume in Deutschland, wachsen links und rechts der Straße mit anderen Pflanzen um die Wette, die wir so auch noch nie gesehen haben. Wunderbar!

Gar nicht so wunderbar ist unsere nächste Begegnung. An einem herrlichen Küstenabschnitt legen wir eine Pause ein, um uns einerseits die Beine etwas zu vertreten und andererseits die wilden Wellen und die nicht minder wilde Küste zu bewundern. Nachdem wir in Sichtweite der Autos bleiben, lassen wir auch vertrauensvoll die Türen offenstehen.

Großer Fehler! Bereits nach kurzer Zeit bemerken wir juckende Stellen auf der Haut. Beim genaueren Hinsehen stellt sich heraus, dass Myriaden von winzig kleinen Mücken um uns herumschwirren. Nichts wie weg hier! Doch haben es sich die Viecher durch die offenstehenden Türen bereits in unseren Autos gemütlich eingerichtet. So sind wir auf den nächsten Kilometern mehr damit beschäftigt, uns der Quälgeister zu erwehren, als uns an der Landschaft zu erfreuen.

Am Beginn des Anstieges zum Haast Pass legen wir eine Frühstückspause in der „Frontier Café and Bar“ ein. Es sollte wirklich nur ein Stopp für einen Kaffee und vielleicht ein Sandwich sein. Doch dann sehen wir, dass es ab 11 Uhr frische, hausgemachte Seafood Chowder gibt. Dieser Verlockung können wir nicht widerstehen und werden mit einer absolut hervorragenden Suppe für relativ kleines Geld belohnt.

Mehr und mehr entwickelt sich diese herrlich cremige Suppe mit den frischen Meeresfrüchten darin, zum Hauptnahrungsmittel von Hans und mir. So eine Bowl mit diesem köstlichen Inhalt ersetzt locker eine gesamte Mahlzeit!

Dermaßen gestärkt tuckern wir zunächst am Haast River entlang flussaufwärts und dann den Pass hinauf. Das Wetter ist gar nicht einmal so übel, der Duft der herrlichen Landschaft ist unglaublich würzig und der Ausblick immer wieder atemberaubend.

Kaum haben wir uns auf der anderen Seite der Passhöhe wieder ein paar Meter tiefer gekurvt, öffnet sich der Blick auf den Lake Wanaka. Wie soll man diese Häufung von sagenhaften Panoramen nur aushalten? Gibt es eine Steigerung von wunderbar? Wie sagt man so treffend: Mir fehlen die Worte!

In Wanaka biegen wir von der SH6 nach rechts ab, um die Crown Range Road als willkommene Abkürzung nach Queenstown zu nehmen. Denn erstens ist dies eine landschaftlich wunderbare Straße und zweitens gibt es bei der Abzweigung zum Skigebiet eine Besonderheit: den Bra-Fence bei Cardrona.

Das ist ein Zaun, an dem unzählige Büstenhalter aufgehängt sind. Dazu gibt es ganz nette Geschichte, die man bei Wikipedia unter „Cardrona Bra Fence“ nachlesen kann. Tatsächlich musste man diese Attraktion von der Straße wegverlegen, weil sich die Unfälle von gaffenden Fahrern extrem häuften. Heute kümmern sich sowohl die Leute von der Destillerie und der Pferdehof direkt daneben darum, dass die hässlichsten und ältesten Exemplare abgehängt und durch neuere ersetzt werden.

In Queenstown angekommen, stellen wir fest, dass sich die Ansammlung von Hilton Hotels zwar an einer wirklich traumhaft schönen Stelle am See befindet, jedoch von Queenstown selbst fast nichts zu sehen ist, weil das erstens auf der anderen Seite des Sees und zweitens ziemlich weit weg ist.

Also fahren wir am späten Nachmittag mit dem Auto nach Queenstown, und erleben dort eine überwiegend von unglaublich sportlichen, jüngeren Menschen bevölkerte Stadt. Mit jüngeren Menschen meine ich eigentlich nur: etwas jünger als wir, haha! Tatsächlich laufen bei diesem inzwischen wieder scheußlichem Wetter die Typen in kurzen Hosen und T-Shirt, manche sogar barfuß herum und allein beim Anblick mancher Mädels stellt sich bei uns die Gänsehaut auf.

Aber was geht uns das an? Genau! Deshalb verziehen wir uns in ein vermeintlich angesagtes Restaurant, das „Pier„. Und da wird dann wieder mal offenkundig, was ein Überangebot an asiatischen Touristen aus einem an sich geschmackvoll eingerichtetem Lokal machen kann. Der Kellner benimmt sich dermaßen arrogant und hochnäßig, dass wir uns ziemlich fehl am Platz vorkommen. Man kommt sich vor, wie beim Schachtelwirt mit vierfachen Preisen! Schachtelwirt ist schon klar, oder? Das ist die Fast-Food-Kette, bei der man das Futter in kleinen Schachteln bekommt.

Der Regen hat wieder etwas nachgelassen, wir fahren zurück ins DoubleTree by Hilton in Queenstown und freuen uns auf den nächsten Tag. Gute Nacht!

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